Eingereicht am 25.03.24 mit Jasmin Pokerschnig (Grüne, Zürich), Cristina Cortellini (GLP, Dietlikon) und Judith Stofer (AL, Dübendorf)

Der Regierungsrat wird eingeladen darzulegen, wie die Beurteilung der Wirtschaftsleistung des Kantons Zürich (Bruttoinlandprodukt BIP) durch weitere Kriterien ergänzt werden könnte, um eine ganzheitlichere Beurteilung des gesellschaftlichen Wohlstands vornehmen zu können. In Anlehnung an den Bund soll geprüft werden, wie die Beurteilung der Wirtschaftsleistung durch ökologische und soziale Kriterien bzw. Indikatoren ergänzt werden könnte. Ein Indikator soll die Wechselwirkung zwischen menschlichem Wohlergehen und einem gesunden Planeten berücksichtigen.

Begründung

Das BIP ist ein reiner Indikator für quantitatives Wirtschaftswachstum. Es berücksichtigt nur die Marktproduktion, somit die rein wirtschaftliche Aktivität, und nicht etwa soziale oder ökologische Realitäten. 

Die Ökonomie kritisiert den BIP-Indikator seit langem, weist auf die Grenzen eines solchen Instruments hin und versucht, Alternativen vorzuschlagen. In einem Gastbeitrag in Le Monde wiesen Ökonom*innen und Philosoph*innen darauf hin, dass ein Wachstum des Pro-Kopf-BIP von 2% pro Jahr bedeuten würde, dass unsere Nachkommen im Jahr 2100 fünfmal mehr Güter zu konsumieren hätten. Sogar die OECD kritisiert, dass das BIP «kein ausreichend umfassendes und genaues Bild davon vermittelt, wie sich die Wirtschaftslage auf die Bürgerinnen und Bürger niederschlägt oder wie sich das Wachstum langfristig auf die Nachhaltigkeit auswirkt.»

Es geht nicht darum, das BIP als Messgrösse abzuschaffen, sondern darüber hinauszugehen, um den gesellschaftlichen Fortschritt zu steuern. Ein brauchbarer Indikator muss für eine nachhaltige langfristige Wirtschaft die Wechselwirkung zwischen menschlichem Wohlergehen und einem gesunden Planeten berücksichtigen. 

Das Bundesamt für Statistik hat ein ausführliches System zur Wohlfahrtsmessung erstellt, welches gleichberechtigt neben wirtschaftlichen auch soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt. Das Indikatorensystem Wohlfahrtsmessung mit seinen über 40 Indikatoren ist seit 2014 ein fester Bestandteil des Portfolios des Bundesamtes für Statistik (BFS).

Eine Erweiterung bei der Messung des Zürcher Wohlstands ist notwendig. Denn wenn die Erholung von einer allfälligen Krise nur in Bezug auf das BIP gedacht wird, werden die anderen grundlegenden Aspekte unseres Zusammenlebens vernachlässigt, angefangen beim Sozialschutz, der Gesundheitsversorgung und der Bildung sowie des Schutzes der Biosphäre und unseres Klimas für ein langfristiges Dasein zur Erreichung eines friedlichen Wohlergehens.

Postulat: Mehr als BIP – Ökonomie des Wohlergehens

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