Sehr geehrte Frau Präsidentin 

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen

In der Zeitung konnte man am Freitag lesen, dass die Taskforce der Bildungsdirektion, welche den Lehrpersonenmangel beheben sollte, das letzte Mal 2019 getagt hat. Das ist drei Jahre her! 

Auch konnte man lesen, dass die Lehrpersonenvertretung aus der Taskforce ausgetreten ist, weil keine strukturellen Verbesserungen im Lehrberuf zur Debatte standen. Das wirft natürlich Fragen auf, deshalb habe ich zusammen mit Kolleginnen und Kollegen heute einen Vorstoss dazu eingereicht.

Wieso erzähle ich das?  Die Geschichte um die Taskforce hängt mit diesem dringlichen Postulat zusammen und steht beispielhaft dafür, wie bürgerliche «Bildungspolitik» aussieht. Erstens, man sieht das Problem auf sich zukommen, zweitens, man tut nichts und muss dann drittens zu panischen Notlösungen greifen, welche reine Pflästerlipolitik bedeuten. Und das traurigste ist viertens, man ist  immer noch nicht bereit, das ursprüngliche Problem zu lösen.

Dass es diese Tastforce gab, zeigt, dass die Bildungsdirektion das Problem des Lehrpersonenmangels auf sich zukommen sehen hat. Wissen, dass man ein Problem hat ist der erste Schritt für eine Lösung. Aber man muss diese Schritte eben auch gehen nach dem Erkennen. 

Die Bildungsdirektion hat aber offenbar nicht die nötigen Massnahmen ergriffen, welche einen akuten Lehrpersonenmangel verhindert hätten. Eben auch, weil man nicht bereit war, strukturelle Änderungen vorzunehmen, die finanzielle Folgen gehabt haben.

Die Früchte dieser Politik mussten wir im Sommer ernten. Im Kanton Zürich mussten Lehrpersonen ohne pädagogische Ausbildung eingestellt werden. Spätestens dann hätte man über die strukturellen Probleme des Lehrberufs reden müssen! Die SP-Fraktion hat die entsprechenden Vorstösse eingereicht. 

Offenbar besteht die Lösung für SVP und FDP darin, diese Lehrpersonen einfach weiter zu beschäftigen. Das kann und darf nicht die Lösung sein. Womit wir bei diesem dringlichen Postulat angekommen wären. 

Wir müssen dieses Problem wirklich anpacken und nicht das Provisorium zum Providurium machen. Auch wir wissen, dass es auch nächstes Jahr für die Schulen schwierig sein wird, pädagogisch ausgebildete Lehrpersonen zu finden. Und dass es durchaus Sinn machen kann, die jetzt angestellten Lehrerinnen und Lehrer ohne Ausbildung weiter anzustellen. 

Wir sind auch bereit hier Hand zu bieten, aber nur wenn klar ist wie die unausgebildeten Lehrpersonen, die jetzt in unseren Schulen arbeiten zu einer pädagogischen Ausbildung kommen. Das wissen wir noch immer nicht!

Erst wenn wir sehen, dass die Bildungsdirektion das Problem des Lehrpersonenmangels wirklich zu lösen gedenkt und klar ist wie die unausgebildeten Lehrpersonen zu einer Ausbildung kommen, bieten wir Hand, diese weiter unterrichten zu lassen. Erst wenn auch strukturelle Massnahmen im Raum stehen wie Änderungen des Berufsauftrags, mehr Ressourcen bei Integration und Schulleitung, Abbau von Admin-Aufgaben, besseres Teilzeitstudiums-angebot der PH, und und und. Erst dann können wir sagen, ja in diesem Gesamtkonzept macht es Sinn, die unausgebildete Lehrpersonen weiter anzustellen. 

Aber einfach nur die unausgebildeten Lehrpersonen weiter anstellen, dass ist der falsche Weg, das ist weiter Pflästerlipolitik, das ist genau die bürgerliche Bildungspolitik, die dazu beigetragen hat, dass wir überhaupt in die schwierige Lage des Sommers gekommen sind. 

Wir bitten Sie deshalb dieses dringliche Postulat abzulehnen, um den Weg freizumachen, für eine Lösung, welche dem Problem auch gerecht wird. 

Votum 1 im Kantonsrat vom 31.10.2022

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